Lesewinter in Bad Wildbad

Lesewinter in Bad Wildbad

Do. 9. – So. 12. Januar 2020

„Wie heroisch Sie doch sind!“

Abenteuerliche Frauenreisen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Dorothea Keuler, Tübingen
Gerade mal zwanzig Jahre alt und schon weit gereist war die Engländerin Emily Lowe, als sie feststellte, dass „Ladies weitaus besser allein reisen als zusammen mit Gentlemen“. Und das zu einer Zeit, als „männlicher Schutz“ eigentlich obligatorisch war. Sie war nicht die Einzige. Diese Frauen zog es zu entlegenen, vom Tourismus unerschlossenen Gebieten. Hindernisse und Gefahren, Strapazen und Entbehrungen schreckten sie nicht ab. Gemeinsam war ihnen eine bemerkenswerte geistige und soziale Unabhängigkeit, ihre Lebenswege sind kaum weniger aufregend als ihre Reisen. (Und vielleicht finden wir heraus, wie ihnen etwas gelang, was für andere Frauen nicht einmal vorstellbar war.)

Sizilianische Zustände am Vorabend der Einigung Italiens
Italien war das Sehnsuchtsland vieler namhafter Reisender, reich an Kulturdenkmälern und antiken Monumenten. Gelehrte der damaligen Zeit hatten einige Schauplätze der griechischen Mythologie auf Sizilien verortet. Auch für Emily Lowe und ihre Mutter brachte ihre Sizilienreise um 1857/58 erhebende Begegnungen mit einer lebendigen griechischen Antike. Emily Lowe hatte aber auch einen scharfen Blick für die Eigenheiten und die Nöte des armen, zerrissenen Landes am Vorabend der Einigung Italiens. Als „schutzlose Frauenzimmer“ (unprotected females) machten die beiden Engländerinnen die besten Erfahrungen – in einer Region, die als unzivilisiert und gefährlich galt.

(Lektüre des Sizilienteils – bis Seite 189 – wird vorausgesetzt.)

Allein durch die Wildnis der Rocky Mountains
Obwohl, oder eigentlich gerade weil Isabella Bird von Kindheit an häufig krank war, ist die schottische Pfarrerstochter ihr ganzes Leben lang gereist. 1873, mit 42 Jahren, zog es sie in die Rocky Mountains. Furchtlos und selbstbewusst bewegte sie sich in der rauen Männerwelt des amerikanischen Westens. Sie schildert atemberaubende Landschaften, kuriose Begegnungen und Strapazen, die man selber nicht erleben möchte.

Die „Königin“ der Wüste
Gertrude Bell liebte die Wüste, den Orient und seine Menschen. 1905 brach sie zu einer Expedition in den Nahen Osten auf, um römische und byzantinische Ruinen zu studieren. Zu Pferd und mit ein paar einheimischen Begleitern erkundete sie die syrische Wüste. Sie saß mit Schafhirten und Soldaten am Lagerfeuer und mit Beduinenfürsten in ihren Zelten. Man kam der Britin mit den ausgezeichneten Arabisch-Kenntnissen interessiert entgegen und betrachtete sie als „Mann ehrenhalber“. Ihre Kenntnis des Landes und des Beziehungsgeflechts zwischen den rivalisierenden arabischen Stämmen stellte sie seit dem Ersten Weltkrieg in den Dienst der britischen Regierung. An der Gründung des Iraks war sie maßgeblich beteiligt.

Literatur:

Emily Lowe,
Palermo, oh Palermo! Eine gewagte Reise durch Sizilien.
Übers.  Klaudia Ruschkowski. 2016, 254 S., 20 €. 
(Nur die Lektüre des Sizilienteils – bis Seite 189 – wird vorausgesetzt.)

Isabella Bird
Durch die Wildnis der Rocky Mountains. Allein unter Goldgräbern und Desperados.
Übers. Klaudia Ruschkowski 2017, 288 S., 20,00 €.

Gertrude Bell
Das Raunen und Tuscheln der Wüste. Eine Reise durch das alte Syrien.
Übers. Ebba Drolshagen. 4. Aufl. 2018, 312 S., 24 €

Alle erschienen in der Edition Erdmann im Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden.

Die Dozentin:
Dorothea Keuler hat Erziehungswissenschaft und Anglistik studiert, als Verlagslektorin gearbeitet und Volkshochschulkurse gehalten, zuletzt als Kursleiterin im „Jahreslehrgang Schreiben“ der Tübinger VHS.  Seit 1990 lebt sie als freie Journalistin in Tübingen. Als Radio-, Roman- und Sachbuchautorin erzählt sie Lebensgeschichten von verlorenen Töchtern, provokanten Weibsbildern und „unmöglichen“ Paaren, von Menschen eben, die sich Freiheiten herausnahmen, die die Gesellschaft nicht für sie vorgesehen hatte. (Zuletzt erschienen: „Beherzte Schwestern. Südwestdeutsche Klosterfrauen aus sechs Jahrhunderten, 2016)

Zeitplan:
Donnerstag:

16:30 Begrüßung und Kaffee
17.00 – 18.00 Einführung
20.00 – 21.00 Radiofeature über Pilgerinnen

Freitag

09.30 – 10.30 Emily Lowe: Italienreisen in der Literaturgeschichte
11.00 – 12.00 Emily Lowe: Begegnungen mit der griechischen Mythologie
16.30 – 17.30 Emily Lowe: Sizilianische Verhältnisse am Vorabend der Einigung Italiens                        17.30 – 18.30 Isabella Bird: Das „Reiseparadox“ – Frauen und Krankheit, Reisen als Heilung

 

Samstag

09:30 – 10.30 Isabella Bird: Ein abenteuerlicher Streifzug durch die Rocky Mountains
11.00 – 12.00 Isabella Bird: Siedler und Siedlerinnen im Wilden Westen
16.30 – 18.30 Gertrude Bell: In der syrischen Wüste; als Frau in Arabien unterwegs.
Abends: Film „Königin der Wüste“

 

Sonntag

10.00 – 12.00 Gertrude Bell als Orientexpertin und politische Beraterin

Kursgebühr:
€ 170.-

Anmeldung:
Hotel Bergfrieden, 75323 Bad Wildbad, Baetznerstr. 78, Tel: (07081) 17040/ Fax: 170420
info@hotelbergfrieden.de

Organisation:
Annegret Wolfram, www.literaturferien.de, 0711-2367813

Anmeldung:
Hotel Bergfrieden
75323 Bad Wildbad
Baetznerstr. 78
Tel: (07081) 17040, Fax: 170420
info@hotelbergfrieden.de

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