Lesen am Rhein
Montag, 3. – Freitag, 7. Oktober 2016
Der Rhein zwischen Romantik und Realität
in der britischen Dichtung des 19. Jahrhunderts
Dozent:
Prof. Dr. Nobert Lennartz, Vechta
Ist es für Shakespeare selbstverständlich, ferne Länder ausschließlich aus der Imagination zu evozieren (und damit auch falsche geographische Zuordnungen vorzunehmen), so gehört es zum Bildungsanspruch und –ideal der Romantiker, sich vor Ort inspirieren zu lassen. Nicht von ungefähr fallen in diese Zeit des beginnenden Kultur-Tourismus die Publikationen der von Karl Baedeker um 1815 begründeten Reiseführer, die als Leitfäden Aristokraten auf ihrer Grand Tour (Kavalierstour) begleiteten und Sehenswürdigkeiten auf dem Weg nach Italien (zumeist Rom) auswiesen.
Eine der wichtigsten Stationen dieser Reisen war für die Briten das Rheinland, mit seinen Weinhängen, Flusstälern und mittelalterlichen Burgruinen. Die Apostrophe Lord Byrons an den Drachenfels oberhalb von Königswinter, ‚The Castled Crag of Drachenfels‘, wurde zum Kultgedicht für die Kulturpilger seiner Zeit. Mary Shelley lässt sich ebenso von dieser Landschaft faszinieren wie William Turner, der mit eigenwilligen Kompositionen und topographischen Zusammenstellungen seine Skizzenbücher füllt und die romantische Ästhetik in die bildende Kunst überträgt.
Doch schon mit Samuel Taylor Coleridge melden sich die ersten kritischen Stimmen, die der Euphorie der Rheinromantik die düstere Realität des Schmutzes, des bigotten Katholizismus und der allenthalben sichtbaren Armut entgegensetzen. An die Stelle des zuvor eingenommenen Lorrain-Blicks tritt nun der durchdringende Blick des Satirikers, der, wie William M. Thackeray in seiner Parodie The Kickleburys on the Rhine (1850), das Phänomen des Massentourismus spöttisch kommentiert.
Textgrundlage:
Die Texte werden in einem reader den Teilnehmenden vorab zur Verfügung gestellt.
Der Dozent:
Prof. Dr. Norbert Lennartz M.A. (geb. 1963) ist seit 2011 Professor für Anglistische Literaturwissenschaft an der Universität Vechta; von 2013-2014 Direktor des Instituts für Geistes- und Kulturwissenschaft (Dekan), von 2014-2016 Vizepräsident der Universität Vechta. 1992 von Königin Elizabeth II mit dem Queen’s Prize für herausragende akademische Leistungen geehrt, wurde er 1998 in Bonn promoviert mit einer Studie über das Absurde in der Literatur vor dem absurden Theater; 2003 schloss er in Bonn sein Habilitationsprojekt über die Darstellung des Körpers und der Erotik in der Literatur und Kunst des Barock ab.
Seine Schwerpunkte sind die Romantik- und Dickens-Forschung, zu der er in namhaften internationalen Zeitschriften und Sammelbänden publiziert hat.
Seit 1994 ist er regelmäßig als Seminarleiter an Erwachsenenbildungseinrichtungen tätig.
Seminarzeiten:
1. Tag: 16.30 – 18.00 Begrüßung und Einführung, 20.00 – 21.00 Uhr Textarbeit
2. Tag: 09.30 – 10.30/11.00 – 12.00 Uhr und 16.30 – 18.30 Uhr Textarbeit
3. Tag: 09.30 – 10.30/11.00 – 12.00 Uhr, nachmittags Ausflug nach Nonnenwerth und Rolandsbogen
4. Tag: 09.30 – 10.30/11.00 – 12.00 Uhr und 16.30 – 18.30 Uhr
5. Tag: 09.30 – 10.30/11.00 – 12.00 Uhr
Kursgebühr:
€ 170.- (ohne Ausflug)
Anmeldung:
Hotel Rhein-Residenz
53498 Bad Breisig
Rheinufer 1
Tel.: +49 (0) 2633 – 47 35 26
info@rhein-residenz.de
www.rhein-residenz.de